Geschmacksführer: New Make

Als Kilchoman-Gründer Anthony Wills Anfang der 2000er die Destillerie konzipierte, hatte er die seltene Chance den Hausstil seiner Destillerie schon im Vorfeld soweit als machbar zu planen. Dazu holte er sich als Berater Dr. James Swan ins Boot, einen promovierten Chemiker, der sich schon seit Jahrzehnten wissenschaftlich mit den vielfältigen Aspekten der Whiskyproduktion, u.a. mit der Fassreifung, beschäftigt hatte und als einer der führenden Whisky-Experten Schottlands galt. Dieser setzte die vorgegebenen Prämissen einen leichten, fruchtigen, schnell reifenden Whisky zu erhalten durch die Planung des Equipments und der Produktionsabläufe in die Tat um. Größe und Form der Brennblasen wurden nach seinen Vorgaben geplant, die extrem lange Gärzeit, die langsame, schonende Destillation, der sehr enge Middle Cut waren weitere entscheidende Punkte den gewünschten Charakter des Destillats zu erzielen.

Nun ist bei allem wissenschaftlichen Fortschritt die Qualität eines Whiskies einer neu erbauten Destillerie nur ansatzweise vorhersagbar, zuviele Prozesse insbesondere bei der Gärung und der Fassreifung sind bis heute nur unzureichend erforscht und machen so einen Teil des „Mysteriums“ Whisky aus, doch im Fall von Kilchoman lässt sich eindeutig sagen, dass die Vorgaben mehr als erfüllt wurden.

Wie schmeckt Kilchoman-New Make?

Das frische Destillat weist zunächst eine sehr deutliche Torfrauchnote auf, die sich aber merklich von den schweren, erdigen Torfrauchattacken der berühmten Destillerien von Islays Südküste (Laphroaig, Lagavulin, Ardbeg) unterscheidet, die mit ähnlichem Phenolgehalt agieren.

Die Torfrauchnote von Kilchoman-Destillat erinnert an kalte Asche im Kamin, wegen der maritimen Noten des Destillats am besten vielleicht mit der kalten, leicht feuchten Asche eines Lagerfeuers am Strand – natürlich bei Machir Bay –, zu beschreiben. Dahinter folgen dann sehr fruchtige Noten sowohl Zitrusfrüchte – Zitronen und Orangen – als auch reife Birnen und gelbe Pflaumen werden als Assoziationen gerne genannt. Vielfach findet sich auch die Formulierung von „gekochten gelben Früchten“.

Der Kilchoman New Make ist so fruchtig und süffig, dass er gerade von deutschen Verkostern gerne mit Obstbränden verglichen wird.

Unterschiede gibt es natürlich bei den beiden Produktionslinien der Destillerie zu vermerken. Das mit 20 ppm Phenolgehalt selbst produzierte Malz des 100% Islay führt wie zu erwarten zu einer etwas schwächeren Torfrauchnase als das mit 50 ppm gedarrte Malz aus den Port Ellen Maltings. Dies hat aber auch zur Folge, dass der 100% Islay-New Make noch deutlich fruchtiger als der PE-New Make wirkt. Auch leicht andere Fruchtnoten sind wahrnehmbar, zu den oben genannten kommen noch tropische Südfrüchte und sogar Erdbeeren hinzu. Wie sich dieses sehr leichte, torfige und überaus fruchtige Destillat in den verschiedenen bei Kilchoman verwendeten Fässern entwickelt, können Sie in den folgenden Kapiteln des Kilchoman-Geschmacksführers nachlesen.